Ein Tag voller Erlebnisse und Eindrücke

Der heutige Donnerstag war unser „Bergfest“: Zwei Tage lagen hinter uns, zwei liegen noch vor uns. Und es war der bisher erlebnisreichste für alle, besonders aber für Tim und Max, die ich heute einmal beim Blogschreiben ersetzen muss, weil sie nach dem heutigen erlebnisreichen Tag auch etwas Erholung verdient haben.

Der Reihe nach: Pünktlich wie jeden Tag holte uns (Prof.) Alice, die Seele unserer Gastgeber, die sich um uns so rührend wie eine Mutter kümmert, vom Hotel ab, um uns zur MMUST zur Abfahrt des Hochschul(mini)busses zu bringen. Normalerweise heißt diese Art von Bus hier „Matatu“ (die Bedeutung hat sicher etwas mit „Matata“ zu tun, wenn man deren normalen Gebrauch in Stadt und Land beobachtet), aber in unserem Fall war die Belegung sehr moderat. Neben dem Fahrer Eduard, uns dreien (in Suaheli „Matatu“:-) waren noch Alice, Jasper (IT-Bereichsleiter, IoT-Spezialist), Edgar (zuverlässiger Landwirtschaftsstudent, der sich u.a. intensiv um den Betrieb der Biogasanlage kümmert) und Bilal (Masterstudent in Nairobi, der in „unserem“ Dorf Elwasambi zuhause ist, wo er sich um dortige Biogasanlage kümmert) dabei.

Man kann schon leicht erkennen – dieser Tag hatte viel mit den beiden Mini-Biogasanlagen zu tun, die der DAAD nach unserem Umwidmungsantrag für das Vorgängerprojekt ProUniEdu-WeK spendiert hat. Diese Anlagen sind auch ein Fokus unseres aktuellen IoT-Projekts, wo es bereits um deren Prozess-Optimierung geht, obwohl es mit ihnen bisher weit elementarere Probleme gab und gibt. So führte uns unser erster Stopp auf dem Weg nach Elwasambi zu einer wenig benutzten Einfahrt eines gut ummauerten Grundstücks. Nach einiger Zeit öffnete sich das Tor und der Besitzer, ein sehr rüstiger älterer Herr (wie wir später erfuhren, Mitte 80, ehemaliger Banker und seit vielen Jahren self-made Landwirt) ließ uns ein. Hinter sich ein Grundstück mit 3 Biogasanlagen verschiedener Größe, ein Haus mit Solardach… Es folgte eine spannende Besichtigung einer sehr erfolg- und ertragreichen privaten Öko-Landwirtschaft – die der Besitzer sicher nicht als solche bezeichnen würde.

Weiter ging es über die Landstraße Richtung Westen nach Shianda, einer größeren Straßensiedlung, von der ein Geflecht von „Graval Roads“ abgeht, auf dem wir nach dem Vorwegfahren des Hausherrn (Suleiman, ein ehemaliger Masterstudent der THB) den „Hof“ desselben erreichten. Die Beschreibung des ersten Eindrucks von diesem kleinen Paradies überlasse ich jetzt einmal Tim und Max, denn sie sahen ihn zum ersten Mal. (Ich war bei jedem meiner bisherigen Besuche der MMUST hier gewesen, es ging mir aber ähnlich)

Tim: „Es war weit mehr als nur ein erster flüchtiger Blick auf den Hof – es war das tiefgreifende Erleben einer harmonischen und einladenden Atmosphäre mit allen Sinnen. Das fröhliche Lachen spielender Kinder mischte sich mit dem melodischen Zwitschern der Vögel, während die Sonne sanft auf das grüne Paradies schimmerte. Eine frische, angenehm duftende Luft umhüllte die Szenerie und machte den Moment zu einem nahezu magischen und heimischen Erlebnis.“

Max: „Ich war überrascht, dass wir trotz der sichtbaren provisorischen Bauweise der Hütten entlang des abgelegenen Feldwegs mitten im “Nirgendwo” auf ganz normale, solide Häuser stießen. Noch beeindruckender war die herzliche Begrüßung, die wir direkt bei unserer Ankunft erlebten. Besonders berührte mich die fröhliche und unbeschwerte Lebensweise der Bewohner, vor allem der Kinder. Für mich schien es der perfekte Ort für eine glückliche Kindheit zu sein – ein Ort, an dem Kinder den ganzen Tag draußen miteinander spielen, lachen und durch die grüne Natur rennen können.“

Neben dem Erleben der wunderbaren Atmosphäre dieses Ortes hatten wir natürlich auch noch ein ganz sachliches projektbezogenes Ziel: Wie geht es der vor 4 Jahren ins Dorf gebrachten Biogasanlage? Beim letzten Mal – vor 3 Jahren – hatte sie noch nicht oder nicht mehr funktioniert, und in der Zwischenzeit hatte ich keine oder eher ausweichende Information dazu erhalten. Um so mehr war ich über den aktuellen Zustand der Anlage erstaunt: Sie hatte ordentlich Gas produziert und schien gut zu funktionieren. In der benachbarten Küche brannte neben dem (für uns?) funktionierenden Gasherd ein Holzfeuer zu Erwärmen des Wassers. Was sollte uns das sagen? Na gut, es sei die Tradition und das Gas reiche auch noch nicht – soso.

Nach einigem Fachsimpeln zum Them Biogas machten wir uns alle gemeinsam auf, um die nähere Umgebung zu erkunden. Den immer noch fleißig strömenden Fluss, neben dem die seit Jahren nicht mehr benötigte Strömungspumpe stand – es hatte wohl in den letzten 3 Jahren immer ausreichend geregnet – eigentlich sehr erfreulich 🙂 Alles so, wie in den oben von Tim und Max beschriebenen Eindrücken beschrieben und in beiliegenden Fotos zu sehen.

Bevor wir uns zum ausführlichen Huhn-mit-Reis-und-Grünkohl-Essen mit anschließendem gemütlichen Teetrinken begaben, verteilten wir noch unsere reichlich mitgebrachten Süßigkeiten an die glücklichen und dankbaren Kinderlein, für die der Anblick von „Musungus“ auch kein alltäglicher ist.

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